Allerseelen




Wer dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. | Joh 6,58

+ Aus dem Evangelium nach Johannes (6,51-58)

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.

Da stritten sie die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben?

Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag. Denn mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank.

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben.

Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Mit ihm ist es nicht wie mit dem Brot, das die Väter gegessen haben; sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Predigt (Br. Fabien-Marie FMJ)

Dein Heil ersehne ich o Herr…

Schwestern und Brüder,

was ist das ewige Leben?

Anders gesagt,

was ist der Inhalt dieses ewigen Lebens?

Wie werden wir aussehen?

Was werden wir denn dort machen?

Das alles beschäftigt mich, Sie vielleicht auch.

Dieses ewige Leben bleibt in der Tat für uns alle ein Geheimnis,

aber kein finsteres, sondern ein lichtvolles Geheimnis.

***

Der Prophet Jesaja gibt uns eine erste Antwort,

wenn er uns diese Zukunft

mit dem Bild des Festmahles beschreibt.

Und kein kleines oder billiges Festmahl.

Ein Festmahl mit den besten und feinsten Speisen,

mit besten, erlesenen Weinen.

Ein Festmahl für alle Völker,

für die Menschen aller Zeiten

und aller Orten!

Können Sie sich das vorstellen?

Für alle Menschen,

seit Adam und Eva, bis zum letzten Menschen?

Wer wird denn für so viele Leute kochen?

Ich hoffe, dass es die Engel sind…

Ich möchte ja nicht für alle Ewigkeit in der Küche stehen

und so viel Geschirr spülen.

Aber im Ernst, werden wir in der Ewigkeit überhaupt noch essen und trinken müssen?

Schwestern und Brüder,

das Thema „ewiges Leben“

fängt genau da an, kompliziert zu werden,

wenn wir versuchen, es uns ganz konkret

und vielleicht zu konkret vorzustellen.

Es hat so wenig mit diesem Leben zu tun!

Was Jesaja mit dem Bild des Festmahles zu beschreiben versucht,

ist ein ewiges Gesättigtsein, ohne jedoch satt zu werden.

***

Was bedeutet das aber: ein ewiges Gesättigtsein,

ohne jedoch satt zu werden?

Wir wissen alle, was es heißt, nicht satt zu sein!

Ich denke nicht nur an unseren Magen.

Obwohl diese Erfahrung, da sie so existentiell, so leiblich ist,

uns gut verstehen lässt, was es heißt ungesättigt zu sein.

Ich denke hier vielmehr an unsere Seele.

Sie ist ja so oft hungrig, nie satt.

Ich denke auch an unser Herz.

Es bleibt immer in der Erwartung der Fülle der Liebe.

Auch wenn wir das ewige Leben nicht genau beschreiben können,

so haben wir doch schon auf dieser Erde einen Vorgeschmack davon.

Wo und wie können wir das erfahren?

Ganz besonders durch die Sakramente.

Ja, die Sakramente sind für uns offene Türen,

die uns einen Vorgeschmack des ewigen Lebens geben.

Und noch mehr: sie nähren sozusagen in uns den Hunger nach dem ewigen Leben

Und gleichzeitig, sie lassen uns etwas vom ewigen Leben kosten.

Die allererste Tür oder sogar das Tor,

das auch zu den anderen Sakramenten führt,

ist die Taufe.

Mit Christus [erklärt uns Paulus]

wurdet ihr in der Taufe begraben,

mit ihm auch auferweckt,

durch den Glauben an die Kraft Gottes,

der ihn von den Toten auferweckt hat. (Kol 2,12).

Was bedeutet das?

Dass wir schon gestorben sind!

Und dass wir schon für immer lebendig sind!

Das ewige Leben hat also schon begonnen!

Wir erwarten nur den Tag, an dem

wir die Schwelle des Todes überschreiten werden,

um für immer bei Gott zu sein.

Auf diesem Weg unterstützen uns dann ganz besonders

die Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung.

Ich bin das lebendige Brot,

das vom Himmel herabgekommen ist [sagt uns heute Jesus].

Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben (…)

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt,

hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.

Neben der Eucharistie ist uns auch das Sakrament der Versöhnung geschenkt.

Wir brauchen alle Versöhnung!

Mit Gott, mit den anderen, mit uns selbst.

Wir haben ja alle Hunger nach Einheit, nach Frieden, nach Liebe in Fülle.

In Jesus, dem Erstgeborenen der Toten,

wollte Gott mit seiner ganzen Fülle wohnen

um durch ihn alles zu versöhnen.

Alles im Himmel und auf Erden wollte er zu Christus führen,

der Frieden gestiftet hat am Kreuz durch sein Blut (vgl. Kol 1,18-20).

***

In Christus, durch Christus sind wir also getauft, genährt, versöhnt.

Die Sakramente vollziehen in uns den Durchgang vom Tod zum Leben.

Ja, der Tod wirkt schon in uns!

Und jeden Tag ein bisschen mehr!

Aber das Leben auch.

Das Leben Jesu!

Seht [sagt uns Paulus],

ich enthülle euch ein Geheimnis:

Wir werden nicht alle entschlafen,

aber wir werden alle verwandelt werden.

Diese Verwandlung beginnt schon hier und jetzt, durch die Sakramente.

Sie sättigen uns schon mit dieser Sattheit, die uns jedoch noch nicht satt macht.

Gott schenkt sich ganz in den Sakramenten.

Wir sollten also gesättigt sein.

Aber unser Herz kann diese ganze Fülle noch nicht annehmen.

Es würde zerbersten.

Durch den Tod müssen wir

von allem, was uns noch von Gott trennt,

befreit werden.

***

Schwestern und Brüder, der Tod macht uns allen Angst,

ob wir es uns eingestehen oder nicht.

Er ist das große, das größte Loslassen!

Und deshalb ist er auch die einzige Gelegenheit,

sich ganz und gar für die Fülle Gottes zu öffnen.

Die Sakramente der Eucharistie und der Versöhnung

erneuern in uns, was uns schon in der Taufe geschenkt wurde:

eine Befreiung, die Befreiung vom Tod.

Gott, und nur Gott allein kann uns sättigen.

Gott allein genügt, sagte die Heilige Theresa von Avila.

Gott allein genügt.

Und er wird uns mit Liebe, Freude und Frieden sättigen.

Da aber Gott nicht begrenzt ist,

wird auch unsere Sattheit keine Grenze kennen.

Wir werden immer wieder und immer mehr hungern.

Aber auch gleichzeitig gesättigt werden.

Und die Freude dieser Sättigung

wird uns in Gottes Glanz erstrahlen lassen.

Ja, selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden (Lk 6,21).