WEIHNACHTEN
CHRISTMETTE | IN DER NACHT
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren. | Lk 2,11
+ Aus dem Evangelium nach Lukas (2, 1-14)
1Es geschah aber in jenen Tagen, dass Kaiser Augústus den Befehl erließ, den ganzen Erdkreis in Steuerlisten einzutragen. 2Diese Aufzeichnung war die erste; damals war Quirínius Statthalter von Syrien. 3Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen. 4So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids. 5Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete. 6Es geschah, als sie dort waren, da erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte, 7und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war. 8In dieser Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde. 9Da trat ein Engel des Herrn zu ihnen und die Herrlichkeit des Herrn umstrahlte sie und sie fürchteten sich sehr. 10Der Engel sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn siehe, ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll: 11Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Christus, der Herr. 12Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt. 13Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach: 14Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Predigt (Br. Jean-Tristan)
Abstand.
Durch die Erbsünde haben wir Menschen von Gott Abstand genommen.
Seitdem haben wir Angst vor ihm.
Deswegen haben wir ihm eine Maske angelegt.
Eine ganz dichte Maske
Eine FFP2 Maske.
Die Maske eines Rachegottes.
Eines „Gottes der Heere“.
Eines Gottes, der alle unsere Sünden genau zählt und uns dafür zur Rechenschaft zieht.
Diese Maske passte uns gut.
Einerseits schützte sie uns vor dem Zorn dieses Gottes.
Andererseits schützte sie Gott vor dem Makel unserer Sünden und bewahrte seine absolute Heiligkeit.
Das glaubten wir mindestens.
Nun als die Fülle der Zeit kam,
hat Gott die FFP2 Maske, die wir ihm vorgeschrieben hatten, abgenommen.
Er hat den Abstand, zu dem wir ihn verpflichtet hatten, überwunden.
Und in der Weihnacht, ist er gekommen, um uns zu streicheln.
Mitten in dem Lockdown von Bethlehem.
wurde Gott ein kleines Kind.
Obwohl in der Herberge kein Platz für ihn war.
In der Weihnacht hat Gott seine Maske abgenommen.
Damit wir sein Angesicht schauen können.
Das wahre Angesicht, eines Gottes der Liebe.
Eines Gottes, der uns so sehr geliebt hat, dass er einen einzigen „Haushalt“ mit uns bilden möchte.
Und ER ist einer von uns geworden.
Das wahre Angesicht eines Friedensfürsten.
Mitten in einer Welt voller Säbelrasseln,
wo Stiefel, dröhnend daherstampfen, und Mäntel, im Blut gewälzt werden.
Mitten in der kalten Nacht von Bethlehem
Hat Gott seine Maske abgenommen und hat uns gestreichelt.
Und plötzlich erschien ein großes himmlisches Heer, von Engeln, die ihre Masken ebenfalls abgenommen hatten, und aus voller Kehle gesungen haben
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Heute Nacht erleben wir diese Nacht von Bethlehem wieder.
Heute Nacht, wie vor 2000 Jahren, nimmt Gott seine Maske ab und kommt, um uns zu streicheln.
In der Gestalt eines kleinen Kindes.
Er darf kommen.
Auch mitten in unserem heutigen Lockdown.
Denn kleine Kinder zählen für unsere Corona-gemäßen Weihnachtstreffen nicht
Und kleine Kinder brauchen keine Maske zu tragen.
Dafür sind sie zu klein.
In dieser Weihnacht nimmt Gott seine Maske ab und kommt, um uns zu streicheln.
In dieser Weihnacht wird Gott ein kleines Kind, um uns zu besuchen.
Heute Nacht kommt er besonders für dich.
Für dich, der wegen des Lockdown Weihnachten allein feiern muss.
Für dich, der du dir um deine Arbeit Sorge machst.
Für dich, den diese Stiefel, die um uns herum dröhnend daherstampfen, beunruhigen.
Für dich, der um die Zukunft des Planeten Angst hat.
Denn es ist schon lange her, dass das Christkind, in der Krippe, „in Windeln gebunden, nicht mehr vor Kälte zittert“.
Schau auf das kleine Kind in dieser Weihnacht.
Es trägt keine Maske.
So kannst du sehen, dass es dich anlächelt.
Und es öffnet dir seine Hände.
Es versteht nicht, was Abstand heißt.
Dafür ist es noch zu klein.
Nimm es in deine Hände.
Es bringt dir die Freude.
Die Freude von Weihnachten.
Die Freude des Emmanuel, das heißt: Gott mit uns.
Gott mit uns im Lockdown und in der Pandemie.
Gott mit uns in der schwierigen Wirtschaftskrise, die uns zukommt.
Gott mit uns in unserer orientierungslosen Kirche.
Gott mit uns in unseren Gesellschaften, die sich immer mehr spalten.
Gott mit uns in unserem leidenden Planeten.
Heute Nacht nimmt Gott seine Maske ab, um uns zu streicheln.
Nein, lassen wir uns die Weihnachtfreude nicht rauben.
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens.
Amen