HOCHFEST DER ERSCHEINUNG DES HERRN
Abschiedspredigt von Br. Jean-Tristan nach 11 Jahre in der Gemeinschaft der Brüder von Köln,
wechselt er nun in die Gemeinschaft der Brüder von Paris.
"Und sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land". | Mt 2,12
+ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus (2,1-12)
1Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, siehe, da kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem 2und fragten: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. 3Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem. 4Er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden solle. 5Sie antworteten ihm: in Betlehem in Judäa; denn so steht es geschrieben bei dem Propheten: 6Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel. 7Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war. 8Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach dem Kind; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige! 9Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und siehe, der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen. 10Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt. 11Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar. 12Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Predigt (Br. Jean-Tristan)
Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Für manche unter ihnen, war es schwierig, den Weg zu gehen.
Es ist mühsam einem Stern zu folgen.
Vor allem wenn er sie in ein fernes fremdes Land geleitet,
von dem man weder die Sprache noch die Mentalität versteht.
Aber eines Tages blieb der Stern, dem sie folgten über dem Kinde stehen.
Und sie wurden von sehr großer Freude erfüllt.
Sie fielen nieder und huldigten ihm.
Sie brachten ihm ihre Schätze: Gold Weihrauch und Myrrhe.
Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
War ihr Rückweg wirklich anders?
Waren es nicht eher sie, die sich gewandelt hatten?
Angekommen in ihrem Land, haben sie ihre Schatztruhen geöffnet.
Sie erwarteten sie leer vorzufinden.
Hatten sie sie nicht vollständig dem Kind in der Krippe gegeben?
Zu ihrer großen Überraschung waren diese erneut gefüllt.
Verblüfft und eilig haben sie den Inhalt auf dem Boden verteilt.
Der Gebetsteppich ihrer kleinen Zelle wurde plötzlich von Schätzen bedeckt.
Sie, die da glaubten, sie hätten alles weggegeben.
Sie haben entdeckt, dass sie in Wirklichkeit alles zurückbekommen hatten.
Es wäre zu lang diese Schätze aufzuzählen.
Es gab darunter natürlich eine Pappnase, eine Flasche Kölsch und tütenweise Gummibärchen.
Und vor allem Gesichter, Begegnungen, Freundschaften, Momente des Gebetes, und Momente der Feste und der Gemeinschaft.
Manchmal einfach nur ein Lächeln.
Diese Schätze: das ist jener Person, die sich an einem trüben Tag, angeboten hat, als Übersetzerin zu unterstützen, als es hoffnungslos schien sich in diesem fernen und fremden Land verständlich zu machen.
Denn hier herrscht eine schwierige Sprache.
Aber wenn man es schließlich geschafft hat, sie zu sprechen und zu verstehen.
Welch eine Freude!
Diese Schätze, das sind die Weggefährten.
Denn wo steht es denn geschrieben, dass es nur drei Magier waren.
Vielleicht waren es vier, fünf, oder unzählige.
Die in schwierigen Zeiten gemeinsam das Ziel im Auge behalten haben.
Denn es gab solche Momente.
Und auch, wo steht es denn geschrieben, dass nicht auch Magierinnen in dieser Karawane dabei waren.
Es ist so schön dem Stern zu folgen, gemeinsam als Brüder und Schwestern.
Diese Schätze, das ist das Gesamte einer Kultur, ganz besonders musikalisch, ganz besonders reich.
Wie schön sie sind, die Lieder, die man in diesem fernen und fremden Land dem Christkind singt.
Diese Schätze, das ist letztendlich die Gastfreundschaft und Großzügigkeit seiner Bewohner, ihre Treue in Freundschaft.
Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Sie sind zurück in ihrem Land.
Verändert durch die Begegnungen des Weges.
Sie haben ihre Schatztruhen geöffnet
Und sie erneut mit Schätzen gefüllt vorgefunden.
Dann sind sie noch einmal vor dem Kind niedergefallen und haben ihm gehuldigt.
Und aus ihrem Herzen ist ein Gebet erwachsen.
Zuerst eine Bitte um Vergebung allen, und jenen die sie verletzt haben.
Denn es gab einige.
Dann eine zutiefst empfundene Danksagung für dieses Stück des Lebensweges.
Denn dieser Weg, und das wissen die Weggefährten, ist durch das Kind, geöffnet.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Und ganz zum Schluss einen Lobpreis für alle Schätze, die sie bekommen haben.
Denn sie wissen, dass alles von dem Kinde kommt.
Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Joh 1, 6
Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Mit dem Herzen erfüllt von geliebten Gesichtern.
Auf den Lippen, dieses kleine Wort: Merci!
Amen