Fronleichnam | Joh 6,51-58

Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit. | Joh 6,58

+ Aus dem Evangelium nach Johannes (6,51-58)

In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: 51Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben. Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. 52Da stritten sich die Juden und sagten: Wie kann er uns sein Fleisch zu essen geben? 53Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. 54Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. 55Denn mein Fleisch ist wahrhaft eine Speise und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. 56Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm. 57Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und wie ich durch den Vater lebe, so wird jeder, der mich isst, durch mich leben. 58Dies ist das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Es ist nicht wie das Brot, das die Väter gegessen haben, sie sind gestorben. Wer aber dieses Brot isst, wird leben in Ewigkeit.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

„Man muss durch die Wüste gehen“ hat einmal Charles de Foucauld geschrieben. Warum?

Eine Antwort auf diese Frage finden wir in der ersten Lesung aus dem Buch Deuteronomium.

Mose spricht zum Volk: „Du sollst an den ganzen Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich während der vierzig Jahre in der Wüste geführt hat… er wollte erkennen, wie du dich entscheiden würdest.“ Oder wie die französische Übersetzung lautet: Er wollte erkennen, was in deinem Herzen steckt.

Was hat das Volk in der Wüste erfahren? Es hat seine Identität entdeckt. Es hat seine Grenzen kennengelernt. Seine Armut, seinen Durst, seinen Hunger, seine Müdigkeit, seine Mutlosigkeit. Aber es hat erfahren, wer sein Gott war. Und zwar ein Gott, der es in der Wüste gerettet hat. Er hat ihm Wasser gegeben hat, als es dürstete. Er hat es mit dem Manna gespeist, als es hungerte. In der Wüste hat Israel seine Identität gefunden. Es hat seinen wahren Hunger entdeckt. Es hat entdeckt, so Mose: „Dass der Mensch nicht nur von Brot lebt, sondern dass der Mensch von allem lebt, was der Mund des Herrn spricht.“

Sag mir wonach du wirklich hungerst, und ich werde dir sagen, wer du wirklich bist.

„Man muss durch die Wüste gehen“.

Schwestern und Brüder, gerade haben wir eine Wüste durchquert.

Eine eucharistische Wüste.

Sieben Wochen lang konnte die Mehrheit von uns nicht kommunizieren. Haben Sie Hunger gehabt während dieser Zeit? Und wenn Ja, wonach?

Fronleichnam ist genau die passende Gelegenheit, um Bilanz zu ziehen. Um über diese Zeit nachzudenken. Haben wir wahrgenommen, was in unserem Herzen steckte?

Die Antworten auf diese Frage sind vielfältig. Es gibt diejenigen, die diese Zeit als eine echte Wüstenwanderung erlebt haben. Und diese Wüste war für sie schrecklich.

Ein ausgedörrtes Land, wo es kein Wasser gab. Sie waren von der Quelle abgeschnitten, die sie geistlich am Leben erhielt. Von dem Leib und dem Blut Christi.

Und sie haben schmerzlich den Hunger und den Durst erlebt. „Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst, und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“ So Jesus im heutigen Evangelium. Und als wir Anfang Mai zum ersten Mal unsere Kirche zum Gottesdienst wiedergeöffnet haben, haben einige von Ihnen geweint, als wir die Kommunion ausgeteilt haben.

Und es gibt auch die anderen, die diese Zeit nicht als Wüstenwanderung erlebt haben. Sie haben keinen besonderen Hunger erlebt oder ihn anders erlebt.

Ich sage das, ohne zu verurteilen. Alle Kirchen haben es deutlich bemerkt bei der Wiedereröffnung der Gottesdienste. Es gab keinen besonderen Ansturm bei den Anmeldungen zur Heiligen Messe. Natürlich sind viele zu Hause geblieben aus gesundheitlichen Gründen. Zu früh, zu gefährlich. Aber einige, die wir sehr schätzen, haben uns gesagt. „wenn ich nicht singen darf, komme ich nicht“ Oder “wenn ich nicht nach der Messe quatschen darf, komme ich nicht“.

Sie haben Hunger nach Gesang und Gemeinschaft. Ist völlig legitim. Aber ist es vorranging? Das ist die Frage.

Hungern sie nach der Eucharistie?

Nach der Kommunion im Leib und Blut Christi.

Nicht nur symbolisch. Dafür reicht eine einfache Hl. Messe in Live-Stream.

Aber real.

Das Brot, das ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.

Schwestern und Brüder, wonach hungern wir wirklich?

Das ist meine Frage an Sie heute.

Sie ist auch eine Frage an mich, der keine Eucharistiewüste erlebt hat, der jeden Tag kommunizieren kann, mit der schleichenden Gefahr der Routine. Vielleicht gehören einige von Ihnen zu denjenigen, die diese sieben Wochen nicht als Wüstenwanderung erlebt haben. Die keinen besonderen Hunger nach der Eucharistie gespürt haben, und die vielleicht darunter leiden. Vor kurzen habe ich mit jemandem gesprochen, der jeden Sonntag zur Messe geht und ein intensives Gebetsleben führt, der aber sehr darunter leidet, dass er nach dieser sieben Wochen, ich zitiere, „seine Sehnsucht nach der Hl. Kommunion ganz und gar verloren hat“.

Ja, wonach hungern wir wirklich?

Auf diese Frage habe ich keine allgemeine Antwort. Jeder von uns soll sich damit persönlich beschäftigen. Dafür stelle ich Ihnen zwei zusätzliche Fragen.

Und zwar, mit den 2 Fragen des Paulus in der 2. Lesung.

„Schwestern und Brüder, ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi?

Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?“

Diese Fragen stellt Paulus jeder, jedem von uns heute. Lassen wir uns durch diese Fragen hungrig machen. Hungrig auf das, was wirklich nährt: das Brot des Lebens, die Eucharistie.

Lassen wir uns mit diesen Fragen neu entdecken, was kommunizieren heißt, und zwar von der Gegenwart des Herrn erfüllt zu sein.

Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich bleibe in ihm.

Amen.