Heiligstes Herz Jesu | Mt 11,25-30

Ich bin gütig und von Herzen demütig. | Mt 11,29

+ Aus dem Evangelium nach Matthäus (11,25-30)

25In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 26Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will.28Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

Sie sind alle jung, schön, athletisch.

Auf den 4 mal 3 Meter großen Plakaten, die man nicht übersehen kann, schauen sie uns strahlend an, diese Gesichter auf den Werbungen für Partnerportale.

Wenn man sie anschaut, stellt man sich Fragen.

Wenn man so schön, so jung, so athletisch ist, braucht man dann Partnerbörsen?

Und wenn man sich auf diesen Portalen anmeldet, wird man dort diese Art von Profilen finden?

Beruhigen Sie sich: ich kenne mich gar nicht auf diesen Seiten aus.

Aber weil die Mehrzahl unserer Zeitgenossen sie nutzen, um einen Partner/eine Partnerin zu finden, musste ich mich informieren.

Was ich verstanden habe: um sich anzumelden, muss man zuerst ein Foto von sich posten.

Das gelungenste natürlich, manchmal auch ein wenig retuschiert.

Und man muss einen Fragebogen beantworten.

Um sein Profil zu erstellen und das der ersehnten Partnerin/Bzw. Partner.

Dann sortieren die Algorithmen aus.

Und präsentieren Ihnen eine Anzahl von Profilen, die zu Ihnen passen könnten

Man klickt auf ein Foto, daraus ergibt sich ein Chat, hin und her, gefolgt von Videotelefonaten, dann kommt der entscheidende Moment, nicht mehr die virtuelle Begegnung, sondern die reale.

Ein Moment der Wahrheit, von dem man hofft, dass er der Beginn einer großen Liebe sein wird.

Warum spreche ich am Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu von Kontaktbörsen?

Weil es in beiden Fällen um die Suche einer Liebe geht.

Mit einem großen Unterschied.

Im ersten Fall sind es menschliche Wesen, die sich suchen.

Im Festgeheimnis des heutigen Abends sucht Gott in seinem Sohn Jesus Christus den Menschen.

Um ihm sein Herz zu zeigen und ihm seine Liebe zu offenbaren.

Erlauben Sie mir eine gewagte Hypothese:

Hätte Gott sich auf einer Partnerbörse überhaupt registrieren können?

Um die Menschen zu treffen, die ihn nicht kennen und ihnen die Liebe des durchbohrten Herzens seines Sohnes zu zeigen?

Nein, ich glaube nicht.

Zuerst wäre er peinlich berührt gewesen von unseren retuschierten Fotos, die wir gepostet hätten.

Auf denen wir besser scheinen wollen, als wir sind.

Immer Jung, schön, athletisch.

In der ersten Lesung sagt Mose:

Nicht weil ihr zahlreicher als die anderen Völker wäret, hat euch der Herr ins Herz geschlossen und ausgewählt; ihr seid das kleinste unter allen Völkern.

Gott erwählt uns nicht wegen unserer Verdienste, unserer Qualitäten, unseres Erfolgs.

Er liebt uns grundlos, für das, was wir sind.

Und seine Liebe ist unendlich.

Er geht uns voraus, wir brauchen ihn nur aufzunehmen.

Nicht wir haben Gott geliebt sondern er hat uns geliebt,

haben wir in der zweiten Lesung gehört.

Dann hätte Gott ziemliche Mühe, die Fragebögen auszufüllen.

Zuerst hätte er die Seite « Mein Profil » nicht ausfüllen können.

Ich bin gütig und von Herzen demütig, sagt Jesus im Evangelium des heutigen Abends.

« Gütig », das geht noch.

Aber « demütig », nein, dieses Stichwort hätte er bestimmt nicht gefunden.

Er hätte auch nicht die Seite « gesuchtes Profil » ausfüllen können.

Denn wir haben es in unserem Evangelium heute Abend gehört:

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.

Und ein wenig weiter : Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid!

Auf den Partnerportalen muss man sicher die üblichen Kästchen ankreuzen.

Man sucht gerne jemanden, der schön, jung, reich, intelligent, einflussreich und kultiviert ist.

Aber die « Unmündigen », « die, die mühselig und beladen sind ».

Die haben kein Kästchen.

Denn sie interessieren niemanden.

Nein, Gott hätte es nicht geschafft, sich bei einer Partnerbörse anzumelden.

Und selbst wenn er es gemacht hätte, hätte er kaum Erfolg gehabt.

Jesus sagte schon zu Marguerite Marie Alacoque :

"Sieh hier, das Herz, das die Menschen so sehr geliebt hat…und als Dank empfange ich von den meisten Menschen nur Kälte, Unehrerbietigkeit, Verachtung …“

« Die Liebe wird nicht geliebt », weinte Franz von Assisi.

Warum?

Weil der- oder diejenige, der bequem in seinem kleinen Ich bleiben will und der im anderen letztlich nur sich selbst liebt, spürt, dass diese Liebe gefährlich ist.

Dass sie Gefahr läuft, seinen inneren Komfort und seine kleinen Sicherheiten umzuwerfen.

Der Hl. Johannes sagt es in der zweiten Lesung:

Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben.

Wer diese göttliche Liebe, die aus dem Heiligsten Herzen seines Sohnes fließt, aufnimmt, wird notgedrungen verwandelt.

Dieser Strom der Liebe erfüllt ihn ganz und fließt aus ihm heraus.

Er zwingt ihn, aus sich selbst heraus zu gehen, sich selbst zu verschenken, bis zum Ende, bis zum Kreuz.

« Lieben heißt, alles geben und sich selbst geben », sagte die Hl. Thérèse de Lisieux.

Nein, nicht alle sind bereit, eine solche Flut der Liebe anzunehmen.

Auf jeden Fall nicht die Weisen und Klugen,

Wahrscheinlich auch nicht die, die uns strahlend anlächeln auf den riesigen Plakaten der Partnerbörsen.

Aber die Unmündigen, die mühselig und beladen sind, sie nehmen ihn auf.

Und sie werden Ruhe finden für ihre Seele.

Amen