KIRCHWEIHE - GROSS SANKT MARTIN

1. Mai 2020

"Der Eifer für dein Haus verzehrt mich." | Joh 2,17

Aus dem Evangelium nach Johannes (2,13-22)

13 Das Paschafest der Juden war nahe, und Jesus zog nach Jerusalem hinauf. 14 Im Tempel fand er die Verkäufer von Rindern, Schafen und Tauben und die Geldwechsler, die dort saßen. 15 Er machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus, dazu die Schafe und Rinder; das Geld der Wechsler schüttete er aus, und ihre Tische stieß er um. 16 Zu den Taubenhändlern sagte er: Schafft das hier weg, macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! 17 Seine Jünger erinnerten sich an das Wort der Schrift: Der Eifer für dein Haus verzehrt mich.

18 Da stellten ihn die Juden zur Rede: Welches Zeichen lässt du uns sehen als Beweis, dass du dies tun darfst? 19 Jesus antwortete ihnen: Reißt diesen Tempel nieder, in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten. 20 Da sagten die Juden: Sechsundvierzig Jahre wurde an diesem Tempel gebaut, und du willst ihn in drei Tagen wieder aufrichten? 21 Er aber meinte den Tempel seines Leibes. 22 Als er von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und dem Wort, das Jesus gesprochen hatte.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

Jesus machte eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle aus dem Tempel hinaus …

Jesus ist zornig. Macht das Haus meines Vaters nicht zu einer Markthalle! (Joh 2,16) Entehrt er seinen Schöpfer, dann entehrt der Mensch sich selbst. Der Zorn Jesu ist von gleicher Natur wie der Zorn Gottes im Alten Testament. Wenn Gott zornig wird, ist das immer aus Liebe zum Menschen. Zu diesem Menschen, den er nach seinem Bild und Gleichnis schuf. Und der sich manchmal so sehr erniedrigt.

Jesus ist zornig. Und dieser Zorn im Tempel wird ihn das Leben kosten. Von diesem Tag an gilt es, den Feind zur Strecke zu bringen. Bald werden andere ihrerseits Geißeln aus Stricken machen. Und sie werden den Menschensohn geißeln. Aber er wird nicht die Flucht ergreifen.

Ich hielt meinen Rücken denen hin, die mich schlugen (…) Mein Gesicht verbarg ich nicht vor Schmähungen und Speichel. (s. Jes 50, 6).

Auf den Zorn des Menschen antwortet er mit Sanftmut und Vergebung. Sie haben den Tempel seines Leibes zerstört. Aber am dritten Tag hat Gott ihn auferweckt.

Du liebst diese ach-so-schönen Kirchen aus Stein, in denen Du Dich gern sammelst und betest. Vergiss aber nicht, dass diesen Kirchen einstmals dasselbe widerfahren wird wie dem Tempel in Jerusalem. Es wird (…) kein Stein auf dem andern bleiben. (Luk 21, 6)

Lass Dich heute von diesem Paulus-Wort ansprechen:

Weißt Du nicht, dass Du Gottes Tempel bist und der Geist Gottes in Dir wohnt? (vgl. 1 Kor. 3, 16) Diesen Tempel hat Jesus gereinigt, nicht mit Geißeln aus Stricken, sondern mit seinem Blut. Er starb für Dich. Und Du bist mit ihm auferstanden. Achte also Deinen Körper, Dein Herz, Deine Seele. Liefere sie nicht den Verkäufern und den Geldwechslern aus. Vergiss nicht, dass Du zur Heiligkeit berufen bist. Dass Du nur wenig geringer gemacht bist als Gott; und dass Dein Herr Dich mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt hat. (vgl. Ps 8, 6)

Amen.