Heiligstes Herz Jesu | Mt 11,25-30

Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen. | Lk 2,51

+ Aus dem Evangelium nach Lukas (2,41-51)

41Die Eltern Jesu gingen jedes Jahr zum Paschafest nach Jerusalem. 42Als er zwölf Jahre alt war, zogen sie wieder hinauf, wie es dem Festbrauch entsprach. 43Nachdem die Festtage zu Ende waren, machten sie sich auf den Heimweg. Der junge Jesus aber blieb in Jerusalem, ohne dass seine Eltern es merkten. 44Sie meinten, er sei irgendwo in der Pilgergruppe, und reisten eine Tagesstrecke weit; dann suchten sie ihn bei den Verwandten und Bekannten. 45Als sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück und suchten ihn dort. 46Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel; er saß mitten unter den Lehrern, hörte ihnen zu und stellte Fragen. 47Alle, die ihn hörten, waren erstaunt über sein Verständnis und über seine Antworten. 48Als seine Eltern ihn sahen, waren sie sehr betroffen, und seine Mutter sagte zu ihm: Kind, wie konntest du uns das antun? Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht. 49Da sagte er zu ihnen: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört? 50Doch sie verstanden nicht, was er damit sagen wollte. 51Dann kehrte er mit ihnen nach Nazaret zurück und war ihnen gehorsam. Seine Mutter bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Was geschehen war, wird uns im heutigen Evangelium erzählt.

Und dabei verstehen wir, wie das Herz Mariens geschlagen hat.

Es handelt sich sozusagen um ein Ausreißen des jugendlichen Jesus während einer Pilgerfahrt nach Jerusalem.

Drei Tage lang suchen die verzweifelten Eltern nach ihrem Kind.

Kind, wie konntest du uns das antun?

Dein Vater und ich haben dich voll Angst gesucht.

Das Herz Mariens ist ein Herz, das für ihr Kind leidet.

Zwei Jahrzehnte später wird es für und mit ihrem Kind leiden.

Unter dem Kreuz.

Der Greis Simeon hatte einst Maria verkündet:

Dir selbst aber wird ein Schwert durch die Seele dringen. Lk 2, 35

Maria leidet für, leidet mit.

Sie flieht nicht, wenn der andere geprüft wird.

Sie steht ihm bei, bis zum Schluss.

Das Herz Mariens ist ein solidarisches Herz.

Diese Dimension der Solidarität ist dir, glaube ich, sehr wichtig, liebe Sarah Franziska.

Sie ist eben eine wesentliche Dimension unseres Charismas, als Schwestern und Brüder von Jerusalem.

Wir möchten im Herzen der Welt, im Herzen Gottes leben.

Solidarisch mit den Menschen von heute.

Und diese Solidarität drückt sich besonders aus, indem wir versuchen, draußen zu arbeiten.

Mit Arbeitskollegen, für die Gott und die Kirche oft fremd sind.

Solidarisch zu sein, bedeutet bei ihnen zu bleiben, auch in schwierigen Zeiten.

D. h. konkret für sie beten, aber auch für sie ein offenes Ohr haben, ermutigen, Ratschläge geben.

Und dann, wenn Gott will, mit ihnen die Erfahrung des Psalmisten machen:

Wenn man am Abend auch weint, am Morgen herrscht wieder Jubel. Ps 30, 6.

Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen.

Diesen Satz wiederholt Lukas zwei Mal in seinem Evangelium.

Er lässt uns verstehen, dass das Herz Mariens auch ein kontemplatives, ein meditatives Herz ist.

Sie bewahrt in ihrem Herzen all das, was sie hört und sieht.

Maria betet in Stille.

Maria meditiert in Stille.

Ihr Herz betet in der Einfachheit von Nazareth.

Ihr Herz betet unter dem Kreuz.

Ihr Herz betet einmütig, zusammen mit den Aposteln, mit den Frauen im Obergemach in der Erwartung des Heiligen Geistes.

Maria ist ein Bild des kontemplativen Lebens.

Ein Bild einer Lebensform, in der du dich heute engagieren willst, liebe Sarah-Franziska.

Die deutsche Sprache benutzt ein schönes Bild.

Von einer schwangeren Frau sagt man:

„Sie trägt ein Kind unter dem Herzen“

Maria hat Jesus unter dem Herzen getragen.

Du hast dich entschieden, den Namen Jesu in deinem Herzen zu tragen.

Ich meine hier das kontemplative Beten, das du in der Schule von Franz Jalics gelernt hast, und das dich sehr geprägt hat.

Franz Jalics ist ein Jesuit aus Ungarn.

Er hat in Argentinien gelebt und wurde in der Zeit der Militärdiktatur verhaftet.

Monatelang saß er mit gefesselten Händen in einem völlig dunklen Kerker.

Er hat überlebt, indem er mithilfe des Namens Jesu meditiert hat.

Er hat dabei eine uralte christliche Gebetstradition wiederendeckt.

Das sogenannte Jesusgebet, das auch Herzensgebet genannt wird.

Seine Erfahrung wollte er weitergeben.

Deswegen hat er ein Gebetszentrum, das Haus Gries, gegründet.

Dort warst du mehrmals. So wie einige von uns. Und die Früchte davon sind sichtbar.

Wir, deine älteren Schwestern und Brüder, die immer wieder von einer schleichenden Lauheit bedroht sind, werden dank deiner zum Gebet angespornt, wenn wir sehen, dass die Novizin es ist, die sich als allererste auf den Gebetsteppisch niederkniet, um zu beten.

Aber bitte, denk an uns, mach es nach der Profess weiter!

Eigentlich ist der heutige Gedenktag der Pädagogik von Franz Jalics nicht völlig fremd.

Denn bei den Exerzitien im Haus Gries bleibt man einen ganzen Tag mit dem Namen Mariens unterwegs, bevor man anfängt mit dem Namen Jesu zu meditieren.

Maria, die Jesus neun Monate lang unter dem Herzen getragen hat. Lehrt uns nun sozusagen Jesus in unserem Herzen zu beten.

Das Herz Mariens, ein solidarisches Herz.

Das Herz Mariens, ein kontemplatives Herz.

Und zum Schluss: das Herz Mariens, ein Herz, das Ja gesagt hat.

Ich weiß nicht, ob das für deutsche Ohren wie bei mir klingt.

Wenn ich das Wort „Maria“ höre, hallt besonders das Wort „Ja“ wider, das drin steckt.

Als ob Maria ihr „Ja“ in ihren Namen eingraviert hätte.

Maria hat dem Engel Gottes am Tag der Verkündigung „Ja“ gesagt.

Mir geschehe nach deinem Wort.

Aber sie hat ihr „Ja“ nicht unbedacht gesagt.

Sie hat dem Engel eine Frage gestellt.

Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?

Maria hat unterschieden, bevor sie Ja sagte.

Man könnte natürlich sagen, dass ihr Herz schon dafür bereit war, durch ihre Unbeflecktheit.

Aber Maria hat auch ihr Herz vorbereitet durch ihr persönliches Gebet.

Durch die Teilnahme an die Liturgie ihres Volkes. Durch das Lesen der Schrift. Und auch einfach durch das Leben.

Es ist wichtig, gut zu unterscheiden, bevor man Ja sagt.

Besonders wenn dieses „Ja“ dazu bestimmt ist, eines Tages ein „Ja für immer“ zu sein.

Es ist gut, sich Zeit dafür zu nehmen.

Um fähig zu sein, ein freies Ja voller Freude auszusprechen.

Gleich wird deine Priorin dich fragen:

„Ist Dein Herz wirklich frei, wenn Du jetzt vor den Herrn trittst?“

Dann wirst du „Ja“ antworten können.

Ein freies, ruhiges und bedachtes Ja.

Denn du hast dir die Zeit und die Mittel genommen, um es auszusprechen.

Danke Dir, liebe Sarah-Franziska, für dein heutiges Ja.

Für dein Ja zu Jesus in unserer Gemeinschaft von Jerusalem, das du gleich

in unserer so schönen Kirche Groß St Martin, aussprechen wirst.

Vor deinen Mitschwestern, vor deinen Mitbrüdern, vor deiner Familie, vor deinen Freunden.

Vor unseren Gläubigen.

Dein Ja bricht aus deinem solidarischen, kontemplativen und freien Herzen hervor.

Wie das Herz Mariens.

Ich schließe nun mit den Worten des Propheten Jesaja in der ersten Lesung.

Mögen diese Worte deine Worte werden.

Wie sie die Worte Mariens geworden sind:

Von Herzen will ich mich freuen über den Herrn. Meine Seele soll jubeln über meinen Gott.

Denn er kleidet mich in Gewänder des Heils, er hüllt mich in den Mantel der Gerechtigkeit, wie eine Braut ihr Geschmeide anlegt.

Amen