15. FREUDE

178. Uns wurde die Freude geschenkt, damit wir aus ihr leben und von ihr Zeugnis geben können. Darum sollen wir uns bemühen, sie offenen Herzens zu empfangen und sie hell aufstrahlen zu lassen.

Gott ist Freude: Vor seinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu seiner Rechten Jubel für alle Zeit. [1] Wir sind Kinder Gottes und darum auch Kinder der Freude: “Ja, an ihm freut sich unser Herz, wir vertrauen auf seinen heiligen Namen”. So aber wurde jeder von uns durch seine Freude ins Leben gerufen und seinem Jubel versprochen. [2]

Unsere Freude gründet zuerst in der zärtlichen Liebe des Vaters, der nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er sich bekehre und lebe, der uns alle zum Festmahl und zur Freude einlädt, wenn wir nur zu ihm zurückkehren. Sei darum voller Freude in dem Bewusstsein seiner liebenden und verzeihenden Gegenwart, die dich ihm singen lässt: “Ja, du wurdest meine Hilfe, jubeln kann ich im Schatten deiner Flügel!”

179. Der lebendige Halt unserer Freude ist die Gegenwart Christi, denn er ist bei uns bis zum Ende der Welt. [3] Wir haben sein Angesicht nicht gesehen, und dennoch lieben wir ihn; wir sehen ihn auch jetzt nicht, aber wir glauben an ihn und jubeln in unsagbarer, von himmlischer Herrlichkeit verklärter Freude, in der Gewissheit, das Ziel des Glaubens durch ihn zu erreichen: unser Heil. Er, der gekommen ist, um uns die Frohbotschaft zu bringen, hat uns seine Liebe geoffenbart, [4] damit seine Freunde in uns, unsere Freude vollkommen sei und wir so in uns seine Freude in Fülle haben. [5] Bleib in diesem Jubel Christi, der an deiner Seite geht und dir eine Freunde entgegenbringt, die dir niemand je nehmen kann. Du hast wirklich Grund, ihn zu lieben!

Schließlich ist es die Gnade des Heiligen Geistes, die unsere Freude stark werden lässt; denn im Herzen der Dreieinigkeit ist er selbst Freudenjubel. Er ist Träger der Freude, Aufstrahlen der Freude. Er ist die Freude. Die wahre Freude.

Ja, es gibt eine Freude des Heiligen Geistes, fähig, uns bis zur Trunkenheit froh zu machen. Dieser Geist aber wurde uns geschenkt, und er erfüllt uns mit allen seinen Gaben, deren erste nach der Liebe die Freude ist. Darum bekümmere nicht den Heiligen Geist in dir, indem du dich der Traurigkeit der Welt überlässt. Als Kind des Vaters, Freund Christi, Träger des Geistes, lebe in der Freude Gottes.

180. Seht, wie gut, wie wunderbar es ist, gemeinsam als Brüder und Schwestern zu leben. [6] Die Liebe erfüllt, das gegenseitige Vertrauen schenkt Frieden, das gemeinschaftliche Leben macht froh. Dies aber ist das Aufscheinen der drei-einen Gegenwart, das Gott und die Menschen von uns erwarten; denn es heißt in der Schrift: “Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch: Eure Güte werde allen Menschen bekannt. Der Herr ist nahe. Sorgt euch um nichts…”

Lebe in der Liebe und bringe so in jedem deiner Brüder, deiner Schwestern und in dir selbst die Freude zum Aufblühen. [7] Werde gemeinsam mit ihnen durch das helle Aufscheinen der gemeinschaftlichen Freude zu einem Zeichen der Gegenwart Gottes, der dich durch seine Liebe erneuern und für dich mit Freudenjubel wie an einem Festtag tanzen will. [8] Nichts macht trauriger als Streitigkeiten, Verdächtigungen, heimliches Gerede und Neid. Verzeihen, gegenseitige Hilfe, Mitgefühl und Demut dagegen sind eine Quelle jubelnder Freude. Um in der Freude zu leben, wollen wir daher in Einmütigkeit leben und die Freude dadurch vollkommen machen, dass wir ein Herz und eine Seele sind. Lasst uns an jedem Tag für jeden Bruder, jede Schwester der Gemeinschaft die Gnade der Freude erbitten. Bittet, und es wird euch gegeben werden, und eure Freude wird vollkommen sein.