136. (...) Gott allein ist notwendig, doch seine Suche führt über den Menschen, denn der Mensch ist Abbild Gottes, Leib Christi und Tempel des Geistes. [1]
In dieser vergänglichen Welt genügt Gott allein, doch Gott selbst hat sich ganz in die Welt hinein gegeben und hat uns in sie hinein gestellt.
Das Leben Christi war ein ununterbrochener Kampf angesichts der Feindseligkeiten der Welt und zugleich eine immer tiefere Inkarnation im Herzen ihres alltäglichen Lebens. Wenn dich deine monastische Berufung in seine Nachfolge und in seinen Dienst ruft, lädt sie dich ein, das Angesicht Gottes dort zu suchen, wo er wirklich ist: im Herzen der Welt. [2] Dort sollst du wie er den gleichen Kampf kämpfen.
Bruder, Schwester, wenn du Mönch wirst, ruft dich Jesus nicht zuerst auf, dich aus dieser Welt zurückzuziehen, sondern dich vor dem Bösen zu bewahren. Wie der Vater Jesus in die Welt gesandt hat, so sendet er auch dich in die Welt. [3] Dies ist das Vermächtnis, das uns das Testament des menschgewordenen Gottessohnes hinterlassen hat.
137. Dennoch kannst du Gott nur dann suchen und wirklich zu dir selber finden, wenn du dich vor dieser Welt, deren Gestalt vergeht, hütest und sie nutzt als nutzest du sie nicht. Wir können nicht zugleich Gott und der Welt gehören. [4]
(...)
138. Aller Anspruch deiner monastischen Berufung liegt also darin, dich vor dieser Welt hüten, ohne dich völlig von ihr abzutrennen, dich in sie einzufügen, ohne darin ganz aufzugehen. Nach diesem zweifachen Gebot der Liebe wirst du einst gerichtet werden. (…) [5]
Dein verborgenes Leben sei daher kein verdunkeltes Lebens. Lebe es wie Jesus vor Gott und den Menschen, ohne deinen Bruch zur Verachtung, deine Zurückgezogenheit zu einem Weltvergessen, deine Einsamkeit zur Menschenfeindlichkeit werden zu lassen. (…)
Dein Dasein für Gott hängt nicht ab von deiner Entfernung von den Kindern Gottes, sondern von der Offenheit deines Herzens für Gott. Es ist die Liebe, nicht der Hass, die dich von der Welt unterscheidet. (...)