14. JERUSALEM

161. Jerusalem ist dein neuer Name.

Ein Name bringt eine Zugehörigkeit zum Ausdruck, weist auf eine Sendung hin, erinnert einen Anspruch. [1]

Der Name Jerusalem, den du von nun an tragen wirst, verdeutlicht, dass du für immer und ganz und gar dem Herrn gehörst, dass du gesandt bist, dich von der Liebe Gottes überfluten zu lassen und diese Liebe durch ein heiliges Leben zu verkündigen. Von allem getrennt, lebe mit allen verbunden. Bleibe im Herzen der Städte im Herzen Gottes.

Bruder, Schwester, weil Jerusalem die Stadt ist, die Gott den Menschen geschenkt hat und die die Menschen für Gott erbaut haben, weil sie so die Patronin aller Städte der Welt geworden und es deine Berufung ist, Städter zu sein, bist du Mönch von Jerusalem.

Bruder, Schwester, weil Jerusalem der bevorzugte Ort der Begegnung von Mensch und Gott ist, dein Leben aber diese Begegnung mit ihm und diese Erfüllung in ihm sucht, bist du Mönch von Jerusalem. [2]

(...)

164. Wenn du die Schrift liest, die Psalmen singst, die Propheten meditierst, wenn du im Evangelium den Spuren Christi folgst, lass dich von “Jerusalem” unterweisen. Dieser Name wird für dich wie ein Schlüssel zur Heiligen Schrift, ein unaufhörlicher Ruf zur Umkehr und Buße, zum Lobpreis, zur Heiligkeit, zum Jubel.

An Tagen sorgenvoller Mühe wird dich dein Name stärken: “Hab Vertrauen, Jerusalem ! Der dir den Namen gab, er wird dich trösten!”

An Tagen der Müdigkeit wird er dich wach machen: “Auf deine Mauern, Jerusalem , stelle ich Wächter. Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen.”

An Tagen der Mittelmäßigkeit wird er dich bekehren: “Wehe dir, Jerusalem, weil du dich nicht reinigst – wie lange noch?”

An Tagen der Unruhe wird er dir Frieden schenken: “Seht her, wie einen Strom leite ich den Frieden zu Jerusalem .” [3]

An Tagen der Freude wird er dein Herz weit machen: “Freut euch ohne Ende und jubelt über das, was ich erschaffe. Denn ich mache aus Jerusalem Jubel und aus seinen Einwohnern Freude.”

Dein ganzes Leben lang wird Christus dich bei diesem Namen rufen, damit du ihm nachfolgst. “Sieh, wir ziehen nach Jerusalem hinauf!”

Am Ende deines Lebens aber wird er dich ganz aufnehmen: “Ich werde auf dich den Namen der Stadt meines Gottes schreiben, des neuen Jerusalem, das vom Himmel herabkommt, und ich werde auf dich auch meinem Namen schreiben.” [4]

Diesen Namen hast du im Verborgenen deines Herzens am Ende der österlichen Bußzeit, in der Osternacht empfangen. Du hast ihn öffentlich von der Kirche am Ende der « freudevollen Fastenzeit » im Licht des Pfingstfestes erhalten. In Erinnerung an die Tage voller Segen, an denen dir dieser Name geschenkt wurde, soll “Jerusalem“ jedes Jahr neu für dich eine Ermutigung sein, diesen Weg der Askese und des Lobpreises zu gehen – in der Freude des auferstandenen Herrn und im Licht des Geistes, der alles heiligt . (...)




[1] «Wer siegt, den werde ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen, und er wird immer darin bleiben. Und ich werde auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und ich werde auf ihn auch meinen neuen Namen schreiben.» (Offb 3,12)[2] «Auf seinem Weg nach Jerusalem zog er von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf und lehrte.» (Lk 13,22)[3] «Denn so spricht der Herr: Seht her: Wie einen Strom leite ich den Frieden zu ihr und den Reichtum der Völker wie einen rauschenden Bach. Ihre Kinder wird man auf den Armen tragen und auf den Knien schaukeln.» (Jes 66,12)[4] «Und ich werde auf ihn den Namen meines Gottes schreiben und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herabkommt von meinem Gott, und ich werde auf ihn auch meinen neuen Namen schreiben.» (Offb 3,12)