7. LAUTERKEIT

80. Liebe die lautere Keuschheit, denn sie wird dir zum Weg, der dich Gott begegnen lässt. Gott ist Liebe, weil er lauter ist. [1] Er ist lauter, denn er ist eins, eins in der reinen Liebe, eins in der Lauterkeit, in der Fülle der Liebe aufstrahlt.

Dein Leben in Keuschheit macht daher dein Herz weit für die wahre Liebe. Gott führt dich so von der Begegnung zur Einheit, von der Fruchtbarkeit zum Leben, von der vergänglichen Freude hin zu einem unvergänglichen Glück. [2]

Allein in der stillen, liebenden Begegnung mit der drei-einen Liebe wird sich für dich das Geheimnis deiner eigenen Lauterkeit und Keuschheit erhellen. Nur so vermagst du das steife Moralisieren hinter dir zu lassen und alle angestrengte Selbstbeherrschung zu überwinden. Gott, die Kirche und das monastische Leben laden dich um der Liebe willen zur Keuschheit und Lauterkeit ein.

(...)

88. Deine Ehelosigkeit um des Himmelreichs willen verachtet nicht den Leib, sondern bringt ihn zur Entfaltung; sie erschließt ihm seinen tiefsten und letzen Sinn in dem Wort, das Fleisch geworden ist und uns alle einlädt, ein Leib zu werden. [3] Dein Leib aber ist ein Tempel des heiligen Geistes, der in dir wohnt, und du gehörst nicht dir selbst. [4] Darum verherrliche Gott in deinem Leib. Staune nicht nur darüber, dass dein Lieb für den Herrn da ist, sondern sei voll übergroßer Freude, dass auch der Herr für deinen Leib da sein will. Gott bleibt in dir, und du bleibst in ihm. Wisse um dieses Geschenk deines Gottes und Schenke ihm dein ganzes Leben.

Durch deine lautere Liebe öffne dich dem Licht und der Freude, die Jesus denen verheißen hat, die ein reines Herz haben und Gott schauen werden. [5] In dieser Liebe wird dein Leben zum hellen Licht einer verborgenen Gegenwart werden; es wird das Geheimnis einer liebenden Nähe offenbaren und im Tiefsten seiner selbst das Geheimnis einer lebendigen Kraft und den Frieden wahrer Erfüllung schöpfen.




[1] «Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.» (1 Joh 4,8)[2] «Die aber, die Gott für würdig hält, an jener Welt und an der Auferstehung von den Toten teilzuhaben, werden dann nicht mehr heiraten. Sie können auch nicht mehr sterben, weil sie den Engeln gleich und durch die Auferstehung zu Söhnen Gottes geworden sind.» (Lk 20,35-36)[3] «Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt, und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.» (Joh 1,14)[4] « Denn wie der Leib eine Einheit ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: so ist es auch mit Christus.» (1 Kor 12,12)[5] «Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.» (Mt 5,8)