4. SONNTAG DER OSTERZEIT

Joh 10,1-10

Aus dem Evangelium nach Johannes (10,1-10)


In jener Zeit sprach Jesus: 1Amen, amen, ich sage euch: Wer in den Schafstall nicht durch die Tür hineingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber.




2Wer aber durch die Tür hineingeht, ist der Hirt der Schafe. 3Ihm öffnet der Türhüter und die Schafe hören auf seine Stimme;








er ruft die Schafe, die ihm gehören, einzeln beim Namen und führt sie hinaus.











4Wenn er alle seine Schafe hinausgetrieben hat, geht er ihnen voraus und die Schafe folgen ihm; denn sie kennen seine Stimme. 5Einem Fremden aber werden sie nicht folgen, sondern sie werden vor ihm fliehen, weil sie die Stimme der Fremden nicht kennen. 6Dieses Gleichnis erzählte ihnen Jesus; aber sie verstanden nicht den Sinn dessen, was er ihnen gesagt hatte.









7Weiter sagte Jesus zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ich bin die Tür zu den Schafen. 8Alle, die vor mir kamen, sind Diebe und Räuber; aber die Schafe haben nicht auf sie gehört. 9Ich bin die Tür; wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden.






10Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.


Bilder: Prim. Dr. Johannes Fellinger

Projekt VIBI: https://vibi.at/de/ueber-vibi

WOCHENIMPULS

Vom Hirten zum Schaf und vom Schaf zum Hirten

Es ist wieder einmal guter Hirtesonntag und damit fallen mir immer wieder diese zuckersüßen "guter Hirte-Bilder" ein, die es in so vielen Kirchen gibt. Aber mit diesen Bildern hat das heutige Evangelium überhaupt nichts zu tun. "Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe. ", so sagt Jesus. Und somit ist es ganz schnell aus mit der Romantik. Nein, unser Herr ist nicht der, der einem fast schon selbst wie ein Schaf verträumt entgegen schaut, mit einem Lamm auf den Schultern. Hirte sein heißt, in die Bresche springen, wenn es für die Schafe gefährlich wird, hart sein mit den Schafen, wenn sie ausbüchsen wollen, sich zwischen Dieb und Herde stellen, wenn es um Leben und Tod geht. Hirte sein heißt, jedes einzelne Schaf beim Namen kennen, es pflegen, sich um es kümmern, sich mit ihm vertraut machen, sodass es Vertrauen hat zu seinem Herrn. Kurz gesagt, sich für seine Schafe hingeben und wenn es sein muss, auch noch sich selbst geben. So sieht unser Herr den guten Hirten, und dass Er damit ernst gemacht hat, haben wir erst vor vier Wochen in der Karwoche gefeiert. Der Herr ist dabei selbst zum Lamm geworden, dass sich zur Schlachtbank hat führen lassen. Nicht aber, um dann einfach zu Grunde zu gehen, sondern um im Tod wieder zum Hirte zu werden und um die verlorene Herde aus der Schlucht des Todes auf die grüne Weide des Lebens zu führen.

Wir sind also die Schafe des Herrn und dabei sollen wir nicht nur einfach hinter IHM her laufen und ein wenig komisch schauen, sondern wir sollen von unserem Herrn lernen, was es heißt zu seiner Herde zu gehören. Zur Herde des Herrn zu gehören heißt dabei selbst zum guten Hirten für die anderen Schafe zu werden. Sich für die anderen einzusetzen, sich für sie hinzugeben, sie zu ermahnen, wenn es Not tut und andere Schafe, die den Herrn nicht kennen, zu ihm zu führen. Ja, wir sind Schafe des Herrn und doch sollen wir auch selbst zu Hirten werden, sollen den Geruch des Hirten annehmen, sollen wie er werden, eins mit ihm werden. "Ich kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich."

Gehen wir also dem Herrn hinterher, damit wir selbst vom Schaf zum Hirten für andere werden. Gehen wir in die Lebensschule des Herrn, in dem wir uns von ihm führen lassen, auf seine Stimme hören und auf seine Finger schauen. Er möchte uns selbst zu Hirten machen, damit seine Weide immer größer wird und sich alle einmal auf der ewig grünen Weide wiederfinden.

Guter Hirte, Jesus Christus

1. Guter Hirte, Jesus Christus, deine Herde kennst du wohl.

Du weißt um das Herz des Vaters und der Vater weiß um dich.

Öffne, Herr, durch deine Gnade unsre Herzen deinem Leben,

durch dein Wort, Herr, lass sie brennen!

2. Sieh, Herr, fern von deiner Liebe hat die Herde sich verirrt.

Komm, trag heim auf deinen Schultern das Schaf, das verloren war!

Jubelt laut, Himmel und Erde, denn der Herr öffnet den Sündern

seinen Weg zum ewigen Leben.

Zum Weitergehen mit einer Patristischen Lesung

„Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe.“ Pilatus hat diesen Hirten gesehen, die Juden haben ihn gesehen, wie er für seine Schafe ans Kreuz geführt wurde, so wie dies der Chor der Propheten sehr lange vor der Passion angekündigt hatte: „Wie ein Lamm, das man zum Schlachten führt, und wie ein Schaf vor seinen Scherern verstummt“ (Jes 53,7). Er weigert sich nicht, sein Leben hinzugeben und verurteilt zu werden, er wehrt diejenigen nicht ab, die ihn kreuzigen.


Er hat die Passion nicht erleiden müssen, er hat sie um seiner Schafe willen gewollt. „Ich habe Macht, es [mein Leben] hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen.“ Er vernichtet das Leiden durch das Leiden in seiner Passion, den Tod durch seinen Tod. Mit seinem Grab öffnet er die Gräber. Er entriegelt das Reich des Todes, er sprengt die Riegel. Die Gräber sind versiegelt und das Gefängnis verriegelt, solange der gute Hirte nicht in das Totenreich hinabsteigt, um jenen Schafen die Befreiung zu verkünden, die dort schlafen (vgl. 1 Petr 3,19). Man erblickt ihn im Reich des Todes: Er gibt den Befehl, es zu verlassen, man sieht, wie er dort die Menschen zum Leben wiedererweckt. „Der gute Hirte gibt sein Leben hin für die Schafe“. Auf diese Art und Weise sucht er die Liebe seiner Schafe. Wer Christus liebt, kann seine Stimme vernehmen.

Basileios von Seleukia, Bischof im 5. Jahrhundert

ZUM WEITERGEHEN MIT DER LITURGIE

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VESPER VOM 4. SONNTAG DER OSTERZEIT