In dieser Woche findet die Laudes nicht öffentlich statt, zu allen anderen Gebetszeiten sind Sie herzlich eingeladen!
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 1 Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! 2 Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? 3 Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. 4 Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. 5 Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen? 6 Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. 7 Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. 8 Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. 9 Jesus sagte zu ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? 10 Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. 11 Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, dann glaubt aufgrund eben dieser Werke! 12 Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere als diese vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Diese Worte des 14. Kapitels des Johannesevangeliums sind wunderbar! Sie sprechen in unsere Tage, da wir gerade mehr und mehr Schritt für Schritt vor die Tür setzen... da wir die ersten Gottesdienste gemeinsam gefeiert haben... da brennt die Osterkerze und im Herzen geht es uns vielleicht doch genauso wie den Jüngern. Dieses Evangelium gehört zu den Abschiedsreden Jesu. Wir lesen Sie jedes Jahr am Gründonnerstag - in der Nacht zum Karfreitag. Jesus redet seinen verängstigen Jüngern zu Herzen und nimmt sie quasi in sein Geheimnis, die so neue und andere Liebe mit hinein. Er zeigt ihnen die Verbindung zwischen seinem Leben, Wirken und Tun, seinem Weg zum Kreuz und dieser abgrundtiefen Liebe zu dem, den er seinen Vater nennt, auf. Er nimmt sie Schritt für Schritt in dieser Abschiedsrede mit hinein in die Intimität zu seinem Vater. Und wie das so mit einem Geheimnis ist... verstanden haben werden die Jünger davon wahrscheinlich nicht so viel. WARUM lesen wir nun diesen Auszug der Abschiedsrede mitten in der Osterzeit? Ja – wie sieht es aus mit dem Geheimnis von Leiden und Liebe, von Tod und Auferstenung? Auch die Jünger werden diese Worte wohl noch lange im Herzen getragen haben… lange nach der Auferstehung und so dieses Geheimnis mehr und mehr verstanden haben. JA… erahnt haben, was Jesus damals gemeint hatte.
Und vielleicht können wir da ansetzen, mit unserer Erfahrung – gerade in dieser Zeit. Jedem ergeht es anders und doch haben wir die letzten Wochen ein neues Lebensgefühl lernen müssen… von Tag zu Tag zu leben, weil wir nicht wissen, was morgen kommt. Unsicherheiten, Ohnmacht, die Dinge nicht im Griff haben, auf Wesentliches verzichten, was bis vor kurzem noch so selbstverständlich zum Leben gehörte. Wie werden die nächsten Wochen aussehen – selbst mit Lockerungen – aber was ist Urlaub? Was ist mit all den Themen und Baustellen, die im Februar noch oben auf lagen und ja doch gar nicht weg sind jetzt…
Die Jünger waren in dieser bedrohlichen Lage mit Blick auf den Todesweg Jesu. Erlittene Ohnmacht versetzt in Schrecken. Macht und Ohnmacht… Angst und Schrecken… und Jesus sagt ihnen erst einmal: Lasst euch nicht erschrecken! Vertraut auf Gott und vertraut auf mich!
In dem Bild von dem Bleiben, der Wohnung beim Vater und dem Gehen des Weges steckt viel von der Dynamik dieser Tage drin.
Das Bleiben in der Wohnung – anders – haben viele durchlebt und in manch anderen Ländern erlitten. Was meint dieses geheimnisvolle Bild, dass Jesus uns im Haus seines Vaters schon ne Ecke reserviert hat… wie soll man sich diese vielen Wohnungen vorstellen? Dies ist keine Vertröstung auf den Himmel! Vielmehr hat es wieder etwas mit der Intimität zwischen Gott und einem jeden von uns zu tun. Und darum gibt es viele Wohnungen… und es erwartet uns nicht erst am Ende des Lebens… Dieses Haus des Vaters ist ein unangreifbarer Zufluchtsort. Gottes Gegenwart ist diese Wohnung. Diese Wohnung will hier und heute schon bezogen werden im eigenen Herzen. Aber das ist erst nach Ostern möglich… weil Jesus, der Auferstandene lebt und dieses Leben, diese Nähe Gottes, im Heiligen Geist erfahrbar ist. JA, der Heilige Geist wohnt schon in uns. Seine Liebe ist ausgegossen in unsere Herzen. (Röm 5,5)
Wenn Jesus nun sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, niemand kommt zum Vater, außer durch mich… dann können wir nur mit Jesus – nur nach Ostern - diesem Geheimnis näher kommen.
Und das sagt er dann auch… Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Noch mehr Geheimnis. Es ist ein Weg – ja es ist DER WEG…
Und so kann uns diese Woche dieses Geheimnis ein wenig begleiten… wir können uns fragen, wer ist der Vater für mich? Welche Sehnsucht lebt da in mir auf? Wie passt das gerade in diese Zeit, in der alles in Bewegung ist und in der so mancher gerne eine sichere Bleibe im übertragenen Sinne hätte. Anker-Orte, Anker-momente… wo nichts und niemand, komme was wolle, uns aus der Bahn werfen kann, weil wir uns geborgen wissen – wie der Sohn beim Vater… wie das Kind im Schoß seiner Mutter.
Lasst uns dem Geheimnis trauen… Er wird uns den Vater zeigen!
1. Ich geh zum Vater, meine Kinder,
doch euer Herz verzage nicht!
Für euch bereit' ich eine Wohnung
im unvergänglichen Licht.
- In deine Herrlichkeit beim Vater
lässt du uns eingehen mit dir.
Du, Herr, bleibst bei uns alle Tage: Halleluja, Halleluja
4. Ich geh zum Vater, meine Kinder,
von ihm bin ich gekommen,
wie er in mir, bin ich im Vater.
Ich bin Alpha und Omega!
- Herr Jesus, du bist nun beim Vater,
im Geist, der euch auf ewig eint.
Dir, Herr, sei Lob und Preis und Ehre: Halleluja, Halleluja!
Was heißt: „Gott schauen“? Frag nicht mich! Frage das Evangelium, frag den Herrn selbst! Vernimm vielmehr gleich seine Antwort: „Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater, der mich gesandt hat. Wie kannst du sprechen: zeige mir den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist?“
Kein Körper kann doch in einem anderen, kein Geist in einem anderen geschaut werden: indes jener Vater allein wird im Sohn geschaut, besser: dieser Sohn im Vater geschaut. Denn Unähnliches lässt sich nicht in Unähnlichem schauen. ... „Die Werke, die ich vollbringe, vollbringt auch jener,“ sagt uns Christus. In den Werken wird Jesus geschaut, in den Werken des Sohnes wird auch der Vater wahrnehmbar. Derjenige sah Jesus, der jenes Geheimnis in Galiläa schaute, weil ja niemand außer dem Herrn der Welt Elemente verwandeln konnte. Ich schaue (also) Jesus, wenn ich lese, wie er einem Blinden die Augen mit Lehm bestrich und ihm das Augenlicht zurückgab; denn ich erkenne DEN wieder, der den Menschen aus Erde bildete und ihm den Geist des Lebens, das Licht der Augen zurückgab. Ich schaue Jesus, wenn er Sünden vergibt; denn niemand kann Sünden nachlassen außer Gott allein. ... Ich schaue Jesus, und schaue ebenso den Vater, da ich die Augen zum Himmel erhebe, nach den Meeren wende, zur Erde zurücklenke, „denn was an ihm unsichtbar ist, wird geistig in den geschaffenen Dingen wahrgenommen.“
Wer also Gott schaute, schaute auch den Emmanuel, den Gott-mit-uns. Wer aber den Gott-mit-uns nicht schaute, konnte den nicht schauen, den die Jungfrau geboren hatte.
Hl. Ambrosius, Bischof und Kirchenlehrer im 4. Jahrhundert
ab 9.15 Uhr
ab ca. 19.30 Uhr