6. SONNTAG DER OSTERZEIT

Joh 14,15-21

+ Aus dem Evangelium nach Johannes (14,15-21)

In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: 15 Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten. 16 Und ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben, der für immer bei euch bleiben soll, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird. 18 Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch. 19 Nur noch kurze Zeit und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und auch ihr leben werdet. 20 An jenem Tag werdet ihr erkennen: Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir und ich bin in euch. 21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer mich aber liebt, wird von meinem Vater geliebt werden und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.

WOCHENIMPULS

Doppelt und dreifach... uns schickt der Himmel!

"Dich schickt der Himmel - ja, Gott sei dank!" Ein wahrer Ausruf der Dankbarkeit!

Da steht man da mit seiner Traurigkeit und Du bist da und tröstest. Im Moment der Ratlosigkeit, bist Du da und zeigst den nächsten Schritt. Wenn nichts mehr geht, bist Du da und greifst mir unter die Arme. Ja - so ging es mir einmal... da stand ich mit Sack und Pack... von einer Reise gekommen und kam absolut nicht allein weiter... zu schwer... Tatsächlich kam jemand und nahm mich ein Stück des Weges mit.

Oder auf einem Plakat stand dieser Tage: "Die Aktion 'Dich schickt der Himmel' organisiert Einkäufe für alle, die daheim bleiben." Wie gut tuen uns solche Begegnungen! Sie sind in der Tat ein Geschenk des Himmels. Gerade in diesen Tagen merken wir, wie sehr wir von Begegnungen leben. Wie sehr uns der Kontakt fehlte und wie sehr wir auf Trost, Hilfe und Beistand anderer angewiesen sind.

Jesus redet heute von einem anderen Beistand: "Ich werde den Vater bitten und er wird euch einen anderen Beistand geben." Auch er ist ein Geschenk des Himmels. Er verheißt uns eine doppelte Anwesenheit! - Ja, immer noch befinden wir uns im Johannesevangelium in den Abschiedsreden. Jesus legt den Jüngern diese Worte in ihr verstörtes und unwissendes Herz. Er gibt ihnen mit diesen Worten eine Perspektive, auch wenn sie es noch nicht verstehen können. Nun lesen wir diese Worte Jesu nachösterlich: "Ihr seht mich, weil ich lebe und auch ihr werdet leben." (Joh 14,19) Jesus ist den Jüngern nach seiner Auferstehung viele Male erschienen. Wie sie ihn erkannten, können wir hier erahnen. Sie sehen den Lebendigen - auch wir können Jesus immer mehr als den Lebendigen in unserem Leben entdecken.

So ist uns heute diese doppelte Anwesenheit zugesagt - gleich zweimal können wir voller Dank sagen: Dich schickt der Himmel!

Zunächst der Beistand des Geistes. Ihn erwarten wir an Pfingsten [und wir werden uns auch hier in den nächsten Tagen zwischen Christi Himmelfahrt und Pfingsten dem Wesen des Heiligen Geistes nähern und ihn erwarten.] Jesus spricht hier von der Geisteskraft der Wahrheit. Sie ist es, die die Wahrheit vermittelt, die uns zeigt, dass Jesus der am Kreuz gestorben ist, nicht allein ist, sondern dass gerade da Gott am neuschöpfend am Werk ist und Leben aus dem Tod schafft.

Die Jünger kennen diese Geisteskraft, weil sie sich schon auf sie hin verlassen haben und auf sie eingelassen haben. Sie haben sich darauf verlassen, dass der mit Jesus in den Tod gehende Gott auch ihrem Leben einen Grund gibt.

So hat Jesus nun die Anwesenheit dieser göttlichen Geisteskraft verheißen. Aber durch sie und mit ihr und in ihr kommt er selbst. "Ich komme zu euch!" Noch einmal, das sagt Jesus vor seinem Tod... nun hören wir seine Worte nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Jesus liegt an einem jeden von uns so unsagbar viel! Manches Mal glaube ich, wenn wir das mehr kapieren würden, dann sähe mein Glaube, mein Leben und Lieben anders aus. Also, jetzt schenkt er uns aufs neue die Chance es mehr und mehr Wirklichkeit werden zu lassen.

Denn doppelt und dreifach: Dieses Himmelsgeschenk, was uns angeboten wird, ist das Eintreten in den Himmel. Ja, ist das Verbundensein, dass uns all unser allein sein nimmt.

"Ich bin in meinem Vater, ihr seid in mir, und ich bin in euch." So wie also Gott als rettender und lebensschöpfender Beistand in Jesu Leben am Werk ist, so will und wird und ist Jesus in uns am Werk.

Wie sehr haben wir in den letzten Wochen diese Erfahrung des Verbundensein-Wollens gemacht. Da steckt diese urmenschliche Sehnsucht drin - aus Beziehung zu leben. Was ist das für ein Geschenk des Himmels, dass wir aus dieser göttlichen Beziehung leben dürfen?! Ja, dass dieser große Gott, der so Andere, uns so unendlich nah kommt und uns in seine göttliche Liebe hineinnimmt.

Ein Gott der hautnah da ist, mit geht, tröstet, trägt und uns den nächsten Schritt machen lässt.

Wie gut ist diese Botschaft! Ein Gott, der da ist und mir beisteht. Manchmal ganz konkret in einem lieben Menschen, manchmal aber auch so unbegreiflich göttlich, unfassbar und geheimnisvoll verborgen - so anders.

Gehen wir dankbar für dieses Himmelsgeschenk in diese Woche hinein, in der wir Christi Himmelfahrt feiern (Mi.Abend werden auch die Vigilien um 22.00 Uhr hier online sein).

Der Herr, als neuer Adam, besiegte den Tod, in ihm lebt alles neu:

Gott ist alles in allem, halleluja, halleluja!

4. Der Beistand, den der Vater in meinem Namen senden wird,’

der wird euch alles lehren, er wird euch in die ganze Wahrheit führen.

Wenn ihr mich liebt,’ werdet ihr meine Gebote halten,

euer Herz wird sich freuen,’ denn ich gehe zum Vater.

Zum Weitergehen mit einer Patristischen Lesung

„Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand senden, der immer bei euch sein wird, den Geist der Wahrheit.«

„Gott ist Geist« sagt der Herr . Da Gott unsichtbar ist, unbegreifbar und unendlich, soll Gott weder nur auf einem Berg noch in einem Tempel angebetet werden. „Gott ist Geist“ und ein Geist kann nicht umschrieben werden, kann nicht mit den Händen gehalten werden. Durch die Kraft seiner Natur ist er überall und ist nirgendwo abwesend. [...]

Die Gabe des Heiligen Geistes, der sich durch seine Fürsprache zu unserem Verbündeten macht, erleuchtet uns...

Dieses einzigartige Geschenk hingegen, das in Christus eingeschlossen ist, wird in seiner Fülle allen dargeboten. Es fehlt nirgends, doch wird es einem jeden nur gegeben, wenn er es empfangen will. Dieser Heilige Geist bleibt bei uns bis zur Fülle der Zeiten; er ist unser Trost im Warten, er ist das Unterpfand der kommenden, hoffnungsvollen Güter, er ist das Licht unseres Geistes, er ist der Glanz unserer Seelen.

Aus einer Schrift des heiligen Hilarius von Poitiers im 4. Jahrhundert

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