14. Sonntag im Jahreskreis A

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! | Mt 11,28

+ Aus dem Evangelium nach Matthäus (11,25-30)

25In jener Zeit sprach Jesus: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast. 26Ja, Vater, so hat es dir gefallen. 27Alles ist mir von meinem Vater übergeben worden; niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will. 28Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken. 29Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; und ihr werdet Ruhe finden für eure Seele. 30Denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.

Predigt (Br. Jean-Tristan)

Nehmt mein Joch auf euch. Wir wissen alle, was ein Joch ist. Ein Stück Holz, das man über den Hals der Rinder legt, damit sie schwere Lasten ziehen können.

Für uns scheint dieses Bild Jesu eher unpassend.

Denn für uns heute, die wir uns gern als emanzipierte Menschen definieren, klingt es nach Unterdrückung und Last.

Der Soziologe Christopher Lasch definiert so, was er „den heutigen Narzissmus“ nennt:

- die Furcht vor einem Engagement mit Verpflichtung.

- Der Wunsch, alle Möglichkeiten offen zu lassen.

- Die Abneigung, von jemandem abhängig zu sein.

Was können wir heute mit diesem Bild überhaupt anfangen?

Vielleicht einfach indem wir uns daran erinnern, dass das Joch ursprünglich eine geniale Erfindung war, die wie die des Rades die Landwirtschaft der Antike revolutioniert hat.

Vorher musste man Riemen um den Hals der Lasttiere wickeln.

Und diese erstickten allmählich. Dank dem Joch konnten die Pferde oder die Rinder ohne weiteres schwere Lasten ziehen, ohne sich zu verletzen.

Das Joch war sozusagen eine Befreiung. Deshalb war dieser Begriff sehr geschätzt unter den frommen Juden in der Zeit Jesu.

Und es ist heute noch so. Sie sagen gern, dass sie glücklich seien, wortwörtlich „das Joch des Gesetzes auf ihren Schultern zu tragen“.

Mit diesem Bild wollen sie ausdrücken, dass ihr Leben keine unerträgliche und absurde Last sei, sondern von Gott selbst durch seine Gebote geführt würde.

Und wie ist es mit unserem Leben, Schwestern und Brüder?

Manchmal haben wir den Eindruck, dass wir schwere Lasten tragen. Manchmal sind wir mühselig und beladen. Wir stöhnen unter unerträglichen und absurden Lasten.

Sorge um die Familie, um die Zukunft, um die Schöpfung, um unseren Glauben. Wohin sollen wir unser Leben führen? Wie können wir es steuern? Durch eigene Kräfte?

Das behaupten die Weisen und Klugen von heute. „Kein Gott, kein Herr“ sagen sie. „Wir steuern unser Leben allein., wir brauchen kein Joch.“

Was diese Weisen und Klugen nicht wissen, oder nicht wissen wollen, ist, dass man unbedingt ein „Joch“ braucht, um zu leben.

D.h. etwas, das unserem Leben Sinn und Orientierung gibt. Und zwar ein Wertesystem, eine Philosophie oder eine Religion.

Ohne „Joch“ in diesem Sinne ist unser Leben wortwörtlich unerträglich. Man zieht es dann wie einen Klotz am Bein nach sich.

Diejenigen, die behaupten, dass sie sich von jeder Art von Joch befreit haben, leben in Wirklichkeit in der schlimmsten Sklaverei: unter der Macht ihres eigenen Egos.

Weh dem Menschen, der sich selbst, seiner Laune und blinden Leidenschaften ausgeliefert wird. Er ist sich selbst sein schlimmster Tyrann.

Wenn ihr nach dem Fleisch lebt, müsst ihr sterben, so Paulus in der zweiten Lesung.

Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das vor den Weisen und Klugen verborgen und es den Unmündigen offenbart hast.

Die Unmündigen wissen, dass sie allein nichts vollbringen können. (Joh 15, 5) Sich selbst ausgeliefert, können sie auf den Weg nicht weiter.

Denn ihre Last ist zu schwer. Deswegen brauchen sie Unterstützung, Ermutigung.

Kurz, sie brauchen Liebe. An diese Unmündigen wendet sich Jesus im heutigen Evangelium.

Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.

Derjenige, der heute spricht, ist ein König. Normalerweise soll man vorsichtig sein, wenn ein Machthaber dieser Welt uns sein Joch aufzwingen möchte.

Mit Recht, denn dieses Joch ist öfters aus Eisen. Und man wird es weinend tragen müssen. Aber vor diesem König brauchen sich die Unmündigen nicht zu fürchten.

Denn er ist es, von dem der Prophet Sacharja in der ersten Lesung spricht.

Siehe, dein König kommt zu dir. Demütig ist er, und reitet auf einem Esel.

Dieser König hat seine Macht abgelegt, um sich selbst klein zu machen. Er geht in die Knie, um den Unmündigen zu begegnen, wo sie sind. Inmitten ihrer Not.

Wenn sie nichts mehr können. Dieser König zwingt sein Joch nie auf. Er bietet es an. Allen. Mir, Ihnen.

Ja, sein Joch ist sanft. Seine Last ist leicht. Er bringt uns Ruhe für die Seele. Denn er macht sich zu unserem Wegbegleiter.

Er geht mit uns, Schritt für Schritt. Er passt sich unserem Rhythmus an. Er führt uns in der Nacht. Er tröstet, er ermutigt. Er richtet uns wieder auf, wenn wir fallen.

Denn er ist gütig und von Herzen demütig.

Schwestern und Brüder, dieser demütige König ist uns mit seinem Wort entgegengekommen. Nun wird er weiter zu uns kommen unter der Gestalt des Brotes und des Weines.

Gleich wird er uns einladen. Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Kommt alle zu mir, ihr Unmündigen meines Vaters, Nehmt mein Joch auf euch.

Nehmt Platz beim Hochzeitsmahl. Tretet in die Ruhe Gottes ein.

Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen. Auch wenn ich gehe im finsteren Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab, -und dein Joch-sie trösten mich.

Du deckst mir den Tisch …

Amen

14. SONNTAG IM JAHRESKREIS - Ausschnitte der Heiligen Messe