33. Sonntag im Jahreskreis A






Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. | Mt 25,21

+ Aus dem Evangelium nach Matthäus (25,14-30)

In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis:

14Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Mann, der auf Reisen ging. Er rief seine Diener und vertraute ihnen sein Vermögen an. 15Dem einen gab er fünf Talente Silbergeld, einem anderen zwei, wieder einem anderen eines, jedem nach seinen Fähigkeiten. Dann reiste er ab. 16Sofort ging der Diener, der die fünf Talente erhalten hatte, hin, wirtschaftete mit ihnen und gewann noch fünf weitere dazu. 17Ebenso gewann der, der zwei erhalten hatte, noch zwei weitere dazu. 18Der aber, der das eine Talent erhalten hatte, ging und grub ein Loch in die Erde und versteckte das Geld seines Herrn. 19Nach langer Zeit kehrte der Herr jener Diener zurück und hielt Abrechnung mit ihnen. 20Da kam der, der die fünf Talente erhalten hatte, brachte fünf weitere und sagte: Herr, fünf Talente hast du mir gegeben; sieh her, ich habe noch fünf dazugewonnen. 21Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener. Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! 22Dann kam der Diener, der zwei Talente erhalten hatte, und sagte: Herr, du hast mir zwei Talente gegeben; sieh her, ich habe noch zwei dazugewonnen. 23Sein Herr sagte zu ihm: Sehr gut, du tüchtiger und treuer Diener.

Über Weniges warst du treu, über Vieles werde ich dich setzen. Komm, nimm teil am Freudenfest deines Herrn! 24Es kam aber auch der Diener, der das eine Talent erhalten hatte, und sagte: Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mensch bist; du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; 25weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt. Sieh her, hier hast du das Deine. 26Sein Herr antwortete und sprach zu ihm: Du bist ein schlechter und fauler Diener! Du hast gewusst, dass ich ernte, wo ich nicht gesät habe, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe. 27Du hättest mein Geld auf die Bank bringen müssen, dann hätte ich es bei meiner Rückkehr mit Zinsen zurückerhalten. 28Nehmt ihm also das Talent weg und gebt es dem, der die zehn Talente hat! 29Denn wer hat, dem wird gegeben werden und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat. 30Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Predigt (Br. Jean-Tristan FMJ)

Auch die, die keine Finanzspezialisten sind, verstehen, dass man, um sein Geld gewinnbringend anzulegen, es riskieren muss. Ohne Risiko gibt es keinen oder nur geringen Gewinn.

Das heutige Evangelium spricht von Geld, von viel Geld. Ein Talent war eine römische Währungseinheit, die die Exegeten umgerechnet auf mehr als eine Million Euro schätzen.

So ist der Mann des Gleichnisses, der auf Reisen geht, sehr reich. Er vertraut seinen drei Dienern acht Talente, also ungefähr 10 Millionen Euro an.

Der erste, der ein Risiko auf sich nimmt, ist jener Mann selbst. Er hätte auch ein Loch in die Erde graben können, um sein Geld zu verstecken. Nein, er vertraut es seinen Dienern an.

Dem einen gibt er 5 Talente Silbergeld, einem andern zwei, wieder einem andern eines…

Er geht ein Risiko ein. Aber es ist ein kalkuliertes Risiko. Er verteilt dieses Risiko auf drei Menschen.

Und da er seine Diener gut kennt, teilt er ihnen sein Vermögen auf, jedem nach seinen Fähigkeiten. Aber das Risiko bleibt.

Werden diese Diener mit seinem Geld nicht verschwinden? „Gelegenheit macht Diebe“, sagt das Sprichwort.

Oder werden sie mit seinem Geld ein schlechtes Geschäft machen? Nein, der Herr hat Vertrauen.

Auch zu dem dritten Diener. Dieser hat zwar weniger Fähigkeiten als die beiden anderen, aber er bekommt trotzdem eine Million Euro. Man geht kein Risiko ohne Vertrauen ein.

Schließlich nehmen auch die beiden ersten Diener ein Risiko, auf sich. Der erste bekommt fünf Talente Silbergeld, und „sofort“ beginnt er mit ihnen zu wirtschaften, heißt es.

Der, der zwei Talente erhalten hatte, gewinnt noch zwei dazu. Beide verdoppeln die Kapitaleinlage. 100 % Gewinn, das scheint enorm zu sein, obwohl man nicht genau weiß, wie lange der Herr abwesend war. Eine Summe in einem Jahr oder in zehn Jahren zu verdoppeln ist nicht dasselbe. Aber das ist nicht unser Thema.

Es zählt alleine, dass beide mit ihrem Geld gewirtschaftet haben und mit ihm Risiken eingegangen sind. Dieses Geld hat Gewinn gebracht, und so werden sie von ihrem Herrn gelobt: Sie sind seine „tüchtigen und treuen Verwalter“.

Der Einzige, der nichts riskiert hat, ist der dritte Diener. Er hat ein Loch in die Erde gegraben und das Geld seines Herrn versteckt.

Warum? Er sagt, dass er seinen Herrn gut kennt. Er glaubt, dieser sei streng. Er sei sogar ein ungerechter Mensch. Du erntest, wo du nicht gesät hast, sagt er. Er meint, der Herr hätte ihm gegenüber ungerechte Erwartungen.

Dieser Diener will, dass sein Herr „gerecht“ sei. Dass er nicht mehr fordere als das, was unsere menschliche Natur ihm leisten kann. Und der Diener setzt seine Überzeugung in die Praxis um. Er versteckt sein Talent, die Million Euro. Er achtet auch das Talent, aber setzt auf Sicherheit. Dann gibt er es seinem Herrn zurück: Sieh her, hier hast du das Deine. Die Motivation dieses Dieners ist die Angst. Er bekennt es ausdrücklich: „weil ich Angst hatte “ Aus Angst will er kein Risiko eingehen.

Dieser Diener täuscht sich ganz und gar. Wie alle, die keine Risiken in ihrem Leben bzw. in ihrem spirituellen Leben auf sich nehmen wollen. Er täuscht sich in seinem Herrn. Er täuscht sich in Gott. Er macht sich selbst einen Gott, „als sein eigenes Abbild, ihm ähnlich“ (vgl. Gen 1, 26).

Einen « Buchhalter-Gott », der kalkuliert, und vor dem man Angst hat. Mit jenem Gott will er nach dem Prinzip des „do und des“ handeln. Mit ihm will er sich vertragsmäßig binden.

Er will unter dem Gesetz leben. Er will seine Beziehung mit Gott selber definieren. Doch wenn man den Text genauer betrachtet, versteht man, dass der Herr seinen Dienern sein Vermögen nicht nur anvertraut, sondern schenkt. Fortan gehören ihnen die Talente und ihr Gewinn ganz und gar. Das zeigt sich daran, dass der Herr, wenn er befiehlt, dem schlechten und faulen Diener das Talent wegzunehmen, er es nicht für sich selbst zurückfordert, sondern es dem geben lässt, der die zehn Talente hat.

Da sich dieser Diener in seinem Herrn täuscht, täuscht er sich auch in dem Talent, das er von ihm bekommt. Er hat Angst vor dem Herrn. Ebenso vor seiner Gabe. Er versteckt sie in der Erde, um von ihr nicht angesteckt zu werden. Was ist diese Gabe eigentlich? Was gibt uns Gott, das er am meisten schätzt, wenn nicht seinen Sohn? Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, heißt es im Johannesevangelium. (Joh 3,16). Gott hat uns seinen Sohn nicht für eine gewisse Zeit ausgeliehen. Er hat ihn hingegeben und hat ihn uns geschenkt. Er wurde einer von uns, für immer. Gemeinsam mit seinem Sohn schenkt er uns sein Wort, den Heiligen Geist, die Sakramente, die Kirche und seine grenzenlose Liebe, die aus seinem väterlichen Herzen entspringt. Aber genau dieses Talent hat der Diener begraben. Statt Jesus in seinem Leben zu empfangen, hat er ihn in einem Grab versteckt. Denn in seinem Herzen gibt es ein Grab. In unserem Herzen auch, wenn wir die uns anvertrauten Gaben Gottes verstecken. Wie die vielen Christen, die getauft wurden, die ihre erste Kommunion gefeiert haben, die gefirmt wurden, aber leben, als ob Gott abwesend wäre. Hätte dieser Diener das Risiko auf sich genommen, die Tür seines inneren Grabes nur ein wenig aufzumachen, dann hätte er das Geheimnis des Erfolges der zwei andern verstanden. Sie waren erfolgreich, denn sie haben verstanden, dass ihr Herr zwar abwesend war, aber dennoch in seinen Gaben gegenwärtig und wirksam blieb. Sie haben gewagt die Gnade in sich wirken zu lassen. Und die Talente haben sich in ihnen vermehrt.

Schwestern und Brüder, machen wir es wie Gott, gehen wir Risiken ein. Ja, riskieren wir unser Leben. Ohne Risiko kein Gewinn. Darum wollen wir nicht schlafen wie die anderen, warnt uns Paulus in der zweiten Lesung. Begraben wir die Gaben Gottes nicht. Empfangen wir sie und lassen wir sie Frucht tragen. Riskieren wir unser Leben wie Jesus und in Jesus. Und wie Jesus es erfahren hat, werden die Arme des Vaters auch uns in der ewigen Freude empfangen. Nimm teil am Freudenfest deines Herrn!

Amen