CHRISTKÖNIGSSONNTAG A
(Das Aufnahmegerät hat die Aufnahme der Hl. Messe leider nicht gespeichert - technische Geräteprobleme...)
Der König antwortete ihnen: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. | Mt 25,40
+ Aus dem Evangelium nach Matthäus (25,31-46)
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
31Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen. 32Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet. 33Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. 34Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! 35Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; 36ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen. 37Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? 39Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? 40Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. 41Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! 42Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht. 44Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen? 45Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan.46Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.
Predigt (Br. Jean-Tristan FMJ)
Am Christkönigssonntag des Kirchenjahres A lesen wir den berühmten Text des Jüngsten Gerichts in Matthäus 25.
Eine grandiose Szene, die auf den Tympana zahlreicher romanischer Kirchen dargestellt wird.
In der Mitte thront Jesus in der Herrlichkeit.
Rechts von ihm wurden die Auserwählten von den Engeln im Himmel empfangen.
An der anderen Seite wurden die Verdammten von verzerrten Teufelchen in den Flammen der Hölle gequält.
Vor dieser naiven Darstellung haben unsere Vorfahren gezittert.
Aber den „aufgeklärten“ Christen von heute sind sie peinlich.
Müssen diese Texte, die von Gericht, Hölle und Verderbnis sprechen, unbedingt in der Liturgie behalten werden?
Sie passen nicht zu ihrem Gottesbild.
Diese laufen Gefahr, die innere Kraft dieses Evangeliums ganz und gar zu übersehen.
Denn aus diesem Text entspringt eine besondere Energie, die unsere Welt verändert hat.
Das Erste Testament bezeugt schon, dass Gott auf der Seite der Armen, der Kranken, der Ausgestoßenen steht.
Die verloren gegangenen Tiere will ich suchen, die vertriebenen zurückbringen, die verletzten verbinden, die schwachen kräftigen, so spricht Gott in der ersten Lesung durch den Propheten Ezechiel.
Und da Gott an der Seite der Armen steht, verlangt er von seinem Volk Israel, dass es sich um diese kümmert.
Wir kennen alle den berühmten Text von Jesaja, der unser heutiges Evangelium inspiriert hat.
„Nein, das ist ein Fasten, wie ich es liebe:
… die Versklavten freizulassen,
jedes Joch zu zerbrechen,
an die Hungrigen dein Brot auszuteilen,
die obdachlosen Armen ins Haus aufzunehmen,
wenn du einen Nackten siehst, ihn zu bekleiden…Vgl Jes. 58, 6-7
Im Matthäus 25 geht Jesus noch ein Schritt weiter.
Er sagt, dass er selbst der Kranke, der Arme, der Gefangene ist.
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Im Armen, im Kranken, im Gefangenen begegnet man Christus, begegnet man Gott.
Im Laufe der Geschichte wurde dieses Bewusstsein so entscheidend für viele Christen, dass sie dadurch eine ungeahnte Energie entwickeln haben, die, die Welt verändert hat.
Ich denke an den heiligen Martin, unseren Hauptpatron.
Am 11.11, am Tag seines Festes, lesen wir eben Matthäus 25.
Wir kennen alle die Geschichte mit dem armen und nackten Bettler von Amiens.
Martin, damals noch römischer Soldat, schnitt seinen Mantel mitten durch und gibt die eine Hälfte dem Armen.
In der folgenden Nacht erschien ihm im Schlafe Christus mit jenem Mantelstück, womit er den Armen bekleidet hatte.
Dann hörte er Jesus laut sagen: "Martinus, obwohl erst Taufbewerber, hat mich mit diesem Mantel bekleidet". Und Sulpicius Severus, sein Biograph fügt hinzu.
„Eingedenk der Worte, die er einst gesprochen: "Was immer ihr einem meiner Geringsten getan, habt ihr mir getan" , erklärte der Herr, dass er im Armen das Gewand bekommen habe. …. Trotz dieser Erscheinung verfiel der selige Mann doch nicht menschlicher Ruhmsucht, vielmehr erkannte er in seiner Tat das gütige Walten Gottes und beeilte sich, achtzehnjährig, die Taufe zu empfangen.“ Vita 3
Die Wahrnehmung, dass dieser Arme Jesus selbst war, hat das Leben Martins völlig verändert.
Ich denke an die Malteser.
In ihrer Ordensregel aus dem 12. Jahrhundert, steht die Aufforderung, den Kranken „wie einen Herrn“ („quasi Dominus“) zu behandeln
In einem doppelten Sinn: einerseits geht es darum, den Kranken und Schwachen als Herrn anzusehen und ihm zu dienen;
andererseits geht es darum, im Kranken den Herrn, d.h. Christus, zu erblicken und ihm Dienst zu erweisen.
Die Tradition vor den Kranken zunächst eine Kniebeuge zu machen um Christus zu ehren wird in großer Demut durch die Jahrhunderte praktiziert.
Ich denke auch an die fantastische Energie, die der Sozialkatholizismus ab dem 19. Jahrhundert in unseren Gesellschaften entwickelt hat.
Denken wir an die zahlreichen Ordenskongregationen, die damals entstanden, um Krankenhäuser und Schulen zu betreuen.
Was für eine Arbeit haben so viele Ordensfrauen und Ordensmänner für die Armen, die Kranken, die Ausgestoßenen geleistet!
Ärzte und Erzieher gab es zwar immer.
Aber das war ein Privileg der Oberschicht.
Dass auch die Armen nun Zugang zur Pflege und Erziehung haben, verdanken wir diesen
zahlreichen Christen, die Jesus im heutigen Evangelium beim Wort genommen haben.
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Sie haben die Fundamente unseres heutigen Sozialsystems auf die Beine gebracht.
Sie waren damals Bahnbrecher.
Aber in unseren immer mehr säkularisierten Gesellschaften haben allmählich der Staat und private Unternehmen ihre Aufgaben übernommen.
Die Strukturen sind immer da, viel professioneller und effektiver als früher.
Aber der Geist hat sich völlig geändert.
Sogar in Katholischen Krankenhäusern.
Einst war der Patient in Zentrum, denn in ihm sah man Christus.
Was nun in Zentrum steht, ist die Rentabilität.
Schwestern und Brüder, die Energie, die unser heutiges Evangelium enthält, und die uns dazu treibt, uns den Armen zuzuwenden, gehört nicht nur zur Vergangenheit.
Sie wirkt heute noch in unseren Herzen.
Jesus ruft uns dabei nicht dazu auf, die ganze Welt zu retten.
Tun wir einfach, was wir können, nicht mehr, nicht weniger.
Einen Kranken zu besuchen.
Ein Almosen zu geben.
Einem verzweifelten Unbekannten zuzulächeln.
Und ein brisantes Thema:
Einem Opfer von geistlichem oder sexuellem Missbrauch zuzuhören und zu glauben.
Und ihm keine zusätzliche Demütigung und Verletzung zuzufügen.
Eines Tages wird uns Jesus enthüllen, was wir getan haben, ohne es zu wissen.
Wir haben einen König besucht, unterstützt, einem König zugehört.
Ja, wir haben einem König gedient.
Da wir geliebt haben, werden wir das Reich dieses Königs in Besitz nehmen
Denn in seinem Reich gibt es nur Platz für die Liebe.
Amen.